Deutscher Sprengverband e.V.

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Nachruf Dr. Bernd Müller

Mit Dr. Bernd Müller verliert unser Verband, aber auch die gesamte sprengtechnische Fachwelt, einen mehr als engagierten und international weit über die Grenzen hinaus anerkannten Fachmann.
Bernd Müller wurde am 05.03.1943 in Dresden geboren. Nach dem Studium der Geologie, der Promotion und Habilitation lehrte Dr. Bernd Müller an der TH Leipzig. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wagte Dr. Bernd Müller den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete, nach einer Tätigkeit für ein renommiertes bundesdeutsches Sprengunternehmen, sein Geotechnisches Sachverständigenbüro. Viele seiner Forschungsergebnisse prägten und veränderten die Durchführung von Sprengarbeiten zum Teil auf revolutionäre Art und Weise. Als Meilensteine seines unermüdlichen Forschungsbestrebens sollen an dieser Stelle noch einmal die folgenden Themen genannt werden:

  • Kausales System von Trennflächen – Kluftkörper – Sprengbarkeit,
  • Schallhärtekonstellationen – ein Kriterium für die Auswahl von Sprengstoff,
  • Beiträge zur Standsicherheit von Böschungen,
  • Optimierung von Großbohrlochsprengungen durch Zünden aus dem Bohrlochtiefsten,
  • Arbeiten zur redundanten Zündung bei Gewinnungssprengungen,
  • Impulszündung als eine Möglichkeit zur Reduzierung von Sprengerschütterungen,
  • Mathematische Erfassung und Modellierung von Sprengprozessen, Einführung und Definition der spezifischen Sprengwirkung,
  • Dehnungsmessungen als eine Ergänzung zur Sprengerschütterungsmessung,
  • Sonische Wirkungen – Trichtereffekt – und Zusammenhänge mit Großbohrlochsprengungen.

Mit seinen Theorien, Ansichten und Forschungsergebnissen erlangte Dr. Bernd Müller auch im Ausland hohe Anerkennung. Gutachten, Vorträge und ingenieurtechnische Beratungen führten ihn mehrfach nach Chile, die USA und in viele europäische Staaten.
Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass Dr. Bernd Müller zu den aktivsten Autoren und Referenten des Deutschen Sprengverbandes zählte. Für unsere Zeitschrift SPRENGINFO verfasste er in den Jahren von 1991 bis 2020 allein 24 Artikel und mit nahezu jedem Artikel war ein Vortrag auf den Tagungen des Sprengverbandes verbunden.
Es muss an dieser Stelle ausdrücklich betont werden, dass es zu den besonderen Anliegen und inneren Bedürfnissen von Bernd Müller gehörte, seinen großen Wissensschatz an interessierte Fachkollegen weiterzugeben. Als Dozent vermittelte Bernd Müller sein Wissen, seine Erkenntnisse und Erfahrungen über Jahrzehnte an zahlreichen Ausbildungseinrichtungen, so zum Beispiel in Leoben, Freiberg und natürlich in Dresden, insbesondere an die heranwachsende neue Generation von Sprengberechtigten.
Im Jahre 2019 veröffentlichte Bernd Müller gemeinsam mit Uwe Pippig und Ulrich Sebastian sein Fachbuch „Geotechnische Klassifikationen von Festgesteinen und Festgebirgen“. Im Mittelpunkt des Buches steht die intensive Betrachtung und Bewertung von spezifischen Eigenschaften der Gesteine und des Gebirges, die sich aufgrund ihrer Quantifizierbarkeit für eine Klassifikation eignen. In diesem Buch werden somit Zusammenhänge zwischen verschiedenen physikalischen Eigenschaften und Kennwerten aufgedeckt und erstmals quantitativ dargelegt. Ein weiteres Buchprojekt zum Thema Sprengtechnik konnte er leider nicht mehr vollenden.
Die sprengtechnische Fachwelt verliert mit Dr. Bernd Müller einen außergewöhnlichen engagierten Fachmann, dessen Anliegen es stets war, die sprengtechnischen Vorgänge theoretisch so zu analysieren, dass mit Hilfe der gewonnenen Ergebnisse zuverlässige Planungen und Prognosen für Sprengaufgaben erfolgen konnten. Viele seiner Forschungsergebnisse sind heute fester Bestandteil von Sprengtechnologien zahlreicher Betriebe im Gewinnungsbereich über Tage und unter Tage sowie im Tunnelvortrieb. Nicht zuletzt dadurch werden wir Dr. Bernd Müller für immer in Erinnerung behalten und sein Vermächtnis bewahren.